Die katholische Kirche und der Rosenkranz

Das Rosenkranzfest am 7. Oktober erinnert uns an den großen Sieg in der Seeschlacht am 7. Oktober 1571 vor Lepanto über die Türken, die damals das christliche Abendland mit einer riesigen Militärmacht zu überwältigen drohten. Wäre der Sieg nicht gelungen, wer weiß, welch schreckliche Folgen Europa schon damals hätte tragen müssen. Bis heute würden wir Europäer wahrscheinlich unter dem Zwang des Islam leben und das sogenannte „christliche“ Abendland wäre schon vor Jahrhunderten als solches vom Erdboden verschwunden.
Wie der heilige Papst Pius V. damals die Christenheit der Gottesmutter anvertraut hat und die Menschen dazu aufgefordert hat, vor allem im Rosenkranzgebet den Himmel zu bestürmen und in dieser unbeschreiblichen Not auf die Hilfe und den Schutz Mariens zu vertrauen, so dürfen und sollen auch wir heute in unseren Anliegen und vor allem in den großen Nöten der Kirche unserer Zeit voll Zuversicht uns ihr anempfehlen.
Eine Verfolgung von Christen durch äußere Gewaltanwendung gibt es auch heute in vielen Teilen der Welt, und zahlenmäßig sind mehr Menschen davon betroffen als je. Und doch ist der Kampf heute, ja eigentlich immer, vor allem ein geistig-geistlicher, und hier nicht nur gegen die Feinde von außen, sondern auch gegen Irrlehren, gegen Gottlosigkeit und Gottesferne, die sich in den eigenen Reihen der Christen ausbreiten, unter Menschen, die sich Katholiken oder gar Hirten der Kirche nennen, es in Wirklichkeit aber gar nicht mehr sind.
Das große Zeichen unserer Zeit ist ein zunehmendes Chaos, nicht nur in der Welt, sondern sogar in den Reihen der Katholiken durch falsche Hirten, Abfall vom Glauben und zunehmende Verwirrung in allen Lebensbereichen. Wir leben heute in einer Welt vieler Informationen und vieler Worte, die nicht nur persönlich, sondern oft auch über Medien verbreitet werden. Die Menschen wissen oft viel, aber es fehlt ihnen die Weisheit, allem die richtige Bedeutung zuzumessen.
So wird oft das Nebensächlichste zum Wertvollsten hochstilisiert, ja oft der Lebensmittelpunkt, um den sich ihr ganzes Leben dreht. Konsum, Vergnügen, Sport, Reichtum, Ansehen, Ruhmsucht oder sogar ein völlig negatives Streben wie Streitsucht, Habsucht oder sonstige Süchte oder Suchtmittel usw. füllen das Denken aus und nehmen viele so gefangen, dass sie nie zum eigentlichen Ziel und Sinn ihres Lebens vorstoßen. Die Kirche ist durch das Versagen ihrer Glieder, vor allem derer, die sie eigentlich führen sollten, fast unsichtbar geworden.
Wie kann oder soll es da dem Menschen noch oder wieder gelingen, den rechten Weg zu finden, oder den wahren Wert und die wahre Schönheit eines sittlich guten Lebens zu entdecken oder auch die eigentliche Bestimmung der ganzen Schöpfung zu erkennen und dementsprechend auch selbst sinnvoll und erfüllt zu leben?
Das alles ist ja nur dann möglich, wenn man den wahren Gott und Schöpfer aller Dinge kennt, Ihn liebt und anerkennt. Ohne die wahre Liebe macht sich in unserer Welt immer mehr Leere und Chaos breit. Gewiss, es gibt auch eine große Sehnsucht nach Glück und Erfüllung. Wie aber soll man die Sehnsucht des Herzens stillen, wenn man die Liebe, zu der Gott uns erschaffen und berufen hat, nicht mehr erwidert oder sie gar offen zurückweist?
Unsere Erfüllung als Ebenbilder Gottes finden wir nur, wenn wir wachsam werden und Seinem Aufruf zum Guten und zur Verwirklichung der Liebe auch selbst antworten und folgen. Gott ruft uns zur Gemeinschaft. Er bietet sie uns an, und dennoch weisen wir sie oft zurück! Dennoch geht Er uns wie verlorenen Schafen auf all unseren Wegen nach! Dazu ist Jesus Christus Mensch geworden, um uns aus der Sinnlosigkeit und dem Verderben der Sünde zu erlösen und um uns so den Weg zur wahren Gotteskindschaft wieder möglich werden zu lassen.
Viele Menschen irren auf dieser Welt wie verloren und ohne Orientierung umher. Unsere Welt in der Sünde ist leider für viele finster, und es scheint uns manchmal, dass wir kaum brauchbare Orientierungspunkte finden, an denen wir uns ausrichten könnten, so als ob uns im Nebel die Sonne und der klare Himmel fehlen würde.
Wie sollen wir uns da verhalten? Warum lässt Gott sich oft so viel Zeit und schenkt uns nicht gleich und ohne Mühe alle Antworten auf unsere Fragen in einem Augenblick?
Letztlich ist es das Übel, das durch die Entscheidung des Menschen für das Böse und die Abkehr von der gottgeschenkten Ordnung das Chaos in diese Welt hineingetragen hat und das uns nun den klaren Blick zum Himmel verstellt. Wir tragen in uns eine Ahnung von Vollkommenheit, aber sie erscheint uns unerfüllbar und unerreichbar in dieser unserer Welt.
Und dennoch ist auch in dieser Situation, in der sich die in Sünde gefallene Welt befindet, Gott nicht völlig unsichtbar oder unerkennbar. Er lässt sich finden, Er will aber auch unser Suchen. Denn auf diesem Weg des Suchens lässt Er uns verstehen, dass nicht wir aus eigener Kraft und quasi einsam für uns allein „Wahrheit“ schaffen, finden oder definieren, sondern nur dort, wo Er die Nebel wegzieht und die Geheimnisse der Wahrheit im absoluten Licht, das Er selbst ist, uns offenbart. Gott beruft uns so zur Gemeinschaft in der Liebe!
Liebe ist nur möglich, wenn die Liebenden gegenseitig aufeinander zugehen, sich gegenseitig umeinander bemühen. Gott geht uns immer entgegen, doch das allein genügt für die Liebe nicht. Die Liebe will auch unsere freie Antwort und unsere freie Zustimmung.
Erst so ist Begegnung in Liebe und das wirkliche Erkennen von Gottes Offenbarung möglich. Es gibt eine natürliche und eine übernatürliche Offenbarung Gottes. Als Ebenbilder Gottes tragen wir schon natürlicherweise eine grundlegende Beziehung zur Wahrheit und damit auch eine natürliche Offenheit für die „Offenbarung“ absoluter Wahrheit in uns, damit aber auch das Vermögen der Erkenntnis der Vernünftigkeit des Guten und des Willens Gottes, der uns als unser Schöpfer zur Verwirklichung des absolut Guten aufruft.
Es fehlt uns aber seit der Vertreibung aus dem Paradies trotz dieser natürlichen Erkenntnis Gottes und des Guten immer noch die übernatürliche und gnadenhafte Erkenntnis Gottes, die eigentliche, wahre und lebendige Gottesbeziehung. Diese ist nur durch die übernatürliche Gnade möglich und mit übernatürlichem Leben jenseits der irdischen Vergänglichkeit verbunden. Dieses übernatürliche Leben war Adam und Eva geschenkt, ist aber nach der Ursünde erst wieder mit der Erlösung durch Jesus Christus möglich geworden, verbunden mit der Heilung von Schuld und Sünde! Erst dadurch sind wir wieder zur Liebe Gottes fähig und aus der Gottesferne und –feindschaft befreit, erst dadurch gibt es für uns wieder einen Weg aus dem Tod, einen Weg zu ewigem und erfülltem Leben in Gott!
Durch Jesus Christus können wir in der Taufe wieder wahre Kinder Gottes sein! Gott ist uns kein Fremder mehr, sondern in Jesus Christus nahe gekommen! Nach der Taufe steht auch die Sünde nicht mehr als trennendes Hindernis zwischen uns und unserem Gott und Schöpfer, wenn wir in der Gnade Gottes bleiben, die uns Christus durch Seinen Tod am Kreuz erworben hat und die Er uns nun in Seinen Sakramenten auch immer wieder neu schenkt!
In der gnadenhaften Begegnung mit Gott durch Jesus Christus bekommt unser Leben, aber auch unser Beten eine konkrete Gestalt und Struktur! Wir wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen, welchen Wert alles hat und wie wir den uns geschenkten Gnaden entsprechen sollen!
All dies fehlt den modernen Menschen, die zwar oft noch ein kleine Erinnerung an die Herrlichkeit, die sich in Christus über unserer Erde hier geoffenbart hat, in sich tragen und die vielleicht als Kind noch das Sakrament der Taufe empfangen haben, die dieses Licht Gottes in ihrer Seele aber dann wegen mangelnder religiöser Erziehung oder durch die vielen Zerstreuungen dieser Welt wie durch eine alles überwuchernde Pflanze wieder einhüllen und so für ihr inneres Auge verdunkeln lassen. Oft fehlt den Menschen heute auch die Führung durch gute Hirten, leider vielfach aber auch das wirkliche Interesse an der ewigen und eigentlichen Wahrheit, für die wir geschaffen sind und die uns allein erfüllen kann!
Der Überfluss, in dem wir leben, hindert uns daran, Jesus als das wahre Licht des Lebens zu erkennen, da das künstliche Licht der Welt uns blendet und ablenkt. Wird erst „Not“ die Menschen wieder beten lehren, wie das Sprichwort sagt?
Leider ist es eine oft beobachtbare Tatsache: Wer sich um Gott in guten Tagen nicht gekümmert hat, für den ist es oft gar nicht möglich, ein wirkliches Verhältnis zu Gott in Stunden der Bedrängnis und er Not aufzubauen, in denen ja sowieso alles viel schwieriger und unverständlicher erscheint!
Wie soll derjenige plötzlich beten, der nie gebetet hat, der sich nie an das „Du“ seines Schöpfers und Erlösers gewandt hat und dem alles andere wichtiger war als derjenige, der ihm in Liebe das Leben und alle guten Gaben dieser Welt geschenkt und anvertraut hat?
Sogar ein ehrlich bemühter Christ, der jeden Tag sich in Gottes Gegenwart versetzt und so auch immer mit Gott vereint lebt, weiß, dass in ganz außergewöhnlichen Situationen, wo einem scheinbar der Boden unter den Füßen wankt und jeder vernünftige Halt fehlt, wo alles hektisch und nur noch sehr verwirrend, überraschend und unvorhersehbar erscheint, es oft auch schwierig sein kann, sein Herz in der sonst gewohnten und leichten Weise andächtig zu Gott zu erheben. Der Geist des Menschen ist dann oft zu schwach oder zu aufgewühlt oder verwirrt, um sich wirklich „sammeln“ zu können. Oft vergessen die Menschen dann z.B. sogar bei plötzlicher Todesgefahr eines ihrer Mitmenschen, den Priester für die Spendung der Sakramente noch zu verständigen, so sehr sind sie in Panik um das leibliche Leben oder Überleben gefangen.
Gerade in solch außergewöhnlichen Situationen, aber auch dann, wenn wir vor lauter Arbeit und Terminen scheinbar keine freie Minute mehr finden können, vermögen wir oft nur noch kurze Stoßgebete zu formulieren, besonders, wenn wir sie schon sonst immer wieder einmal gebetet haben.
Wer nicht einmal ein Stoßgebet kennt, dem werden vielleicht nur die Namen Jesus und Maria einfallen, oder ein Gebetsruf, wie ihn die Apostel beim Sturm auf dem See an Jesus richteten: „Herr, rette uns, wir gehen zugrunde!“ (Mt. 8,25). – Und welcher Trost: selbst diese allerkürzesten aller Gebete können Wunder der Gnade wirken, wie es viele Menschen bezeugen, die es erlebt haben!
Die Liebe wird sich aber auf Dauer nicht mit bloßen Aufschreien in Notlagen zufrieden geben können. Liebe braucht zwar nicht viele Worte, aber dennoch will sie auch Zeit, ja das Leben, mit einem geliebten Menschen teilen. Ähnlich ist es auch bei der Liebe, die Gott will und die Gott sucht.
Gemeinschaft braucht auch eine gewisse Festigkeit und Struktur. Gottes Liebe teilt sich uns immer mehr mit, wenn wir uns öffnen, so dass auch unser Herz immer mehr in Seine Liebe und damit in die Gemeinschaft mit Ihm eintaucht. Wir leben als Christen so nicht mehr nur unser eigenes Leben, sondern ein Leben in der Liebe Gottes. Weil Gott in Jesus Christus hier auf Erden erschienen ist, wird unser Leben dann auch immer mehr ein Leben in der Nachfolge Christi, das heißt: auch ein Leben der Betrachtung Seines Wandels, Seines Handelns und Seiner Lehren hier auf Erden.
Das hat Auswirkungen besonders auch auf das Gebet eines Christen. Ein Christ lebt nicht mehr für sich, sondern für die Liebe Gottes. Sein Handeln und Denken gleicht sich dem Handeln und Denken Christi an. Nicht nur im natürlichen Sinn, wie es auch bei der Liebe unter Menschen geschieht, sondern auch im übernatürlichen Sinn: Gottes Gnade wirkt in mir, der Heilige Geist, also Gott selbst, erfüllt immer mehr mein Denken und Sein mit Seiner Heiligkeit und mit Seiner übernatürlichen Liebe. „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir!“ (Gal. 2,20) sagt Paulus im Hinblick auf das Leben in der Gnade und Liebe Christi. Wir werden so in Christus umgestaltet zu einer neuen Schöpfung, zu einem neuen Geschöpf! Wir leben in einer wirklichen Einheit der Liebe mit und in Gott, wie sie in dieser Tiefe und Nähe für Geschöpfe untereinander hier auf Erden noch nicht möglich ist, sondern dann erst in der endgültigen Vereinigung auch untereinander in Gott!
Doch wie ist das bei den heutigen Menschen? Viele können ja heute gar nicht mehr beten. Sie haben es nie gelernt, mit Gott oder mit Engeln oder Heiligen zu sprechen. Sie leben zwar noch in einer Umgebung, die von christlicher Kultur zeugt, aber ihr Herz kennt nicht mehr Christus noch Seine Kirche.
Gerade diese Menschen von heute, die zwar vielleicht gelegentlich noch christliche „Kunst“ bestaunen, der sie in der Musik oder in schönen alten Kirchen begegnen, die aber die tiefere Beziehung zum Schöpfer und Erlöser der Welt oder auch den wahren Glauben verloren haben, brauchen eine Art „Geländer“, eine Hinführung zu Gott, eine Hilfe, wie sie im Gebet wieder Kontakt mit Gott und inneren Halt und Ruhe finden können.
Der heilige Dominikus (1170 – 1221) hatte einst einen Orden gegründet, um den Menschen, die durch Irrlehrer bedrängt oder auf den falschen Weg gekommen waren, durch die Predigt der Wahrheiten des Evangeliums wieder auf den rechten Weg des Heiles in Christus zu verhelfen. Wenn wir in einer Kirche ein Bild von diesem Heiligen finden, dann zeigt es ihn oft zu Füßen der Gottesmutter, die ihm einen Rosenkranz entgegenhält. Dies ist eine Erinnerung an den Beginn des Rosenkranzgebets in der Kirche und an die wunderbaren Früchte, die diese Gebet seither hervorgebracht hat.
Die Predigt des Dominikus und seiner Ordensbrüder hat im Mittelalter nämlich vor allem deswegen viele Menschen zur Umkehr, zur Erneuerung ihres Lebens und zu einer neuen Festigkeit im überlieferten katholischen Glauben geführt, weil diese "Predigerbrüder" damals nicht nur gepredigt, sondern die Menschen auch das Rosenkranzbeten gelehrt haben. Maria selbst soll dem Dominikus dieses Gebet als wichtiges Mittel zur Erlangung von Bekehrungen und zur Bewahrung des wahren Glaubens unter den Menschen gleichsam als „Geschenk des Himmels“ anvertraut und empfohlen haben, ähnlich wie sie es 1917 auch den Kindern von Fatima ans Herz gelegt hat.
Durch Dominikus und seine Ordensbrüder hat sich dieses Gebet in der Christenheit weit und schnell verbreitet, ja es ist sogar neben dem kirchlichen Stundengebet, das im Kern aus den Psalmen des Alten Testaments besteht und so auch die Gebetspraxis Christi und der Apostel weiterführt, zum wichtigsten Gebet des christlichen Volkes überhaupt geworden. Die 150 Ave Marias mit der Betrachtung der 15 Geheimnisse aus dem Leben Jesu und Mariens nennt man bis heute auch den „Psalter“, weil diejenigen Menschen, die in oder auch außerhalb der Klöster kein Latein konnten, diese 150 „Ave Maria“ an Stelle der 150 Psalmen beteten, welche die Kirche im Stundengebet rezitiert.
In praktisch allen katholischen Kirchen finden wir heute einen Marienaltar oder eine Marienstatue, und in früheren Jahrhunderten gab es an vielen Orten auch eigene Rosenkranzbruderschaften. Es zeigt sich: Die Kirche hat die Worte ihres Herrn und Heilandes am Kreuz nicht vergessen, mit denen er neben Johannes auch jeden von uns als "Kind" seiner Mutter Maria übergeben und anvertraut hat: „Frau, siehe da, deinen Sohn!“ Und zu Johannes sprach er: „Siehe da, deine Mutter!“ (vgl. Joh. 19, 26f.). Darum betrachtet jeder Katholik sich auch als Kind Mariens und verehrt die Mutter seines Herrn auch als seine eigene himmlische Mutter!
Und so ist auch heute der Rosenkranz eine große Hilfe für jeden, der im Gebet Gott sucht. Er ist wie ein „Geländer“ auf unserem Weg zu Gott. Die Kirche empfiehlt uns deshalb, uns im Rosenkranz von Maria „an die Hand nehmen“ zu lassen, um mit ihrer Hilfe Jesus zu begegnen und Ihm auch im eigenen Leben immer besser nachfolgen zu können. Oft fehlen uns die richtigen Worte, um angemessen unseren Dank, unser Lob und unsere Bitten vor Gott zu tragen. Sogar die Apostel baten Jesus, ihnen eine Anleitung für das Gebet zu geben.
Der Rosenkranz griff ursprünglich diese Gebetsschule Jesu und dieses Gebet, das Er uns gelehrt hat, durch mehrmalige Wiederholungen auf und entwickelte sich schließlich von diesem ursprünglichen „Kern“ her zu einer betrachtenden Zusammenfassung christlichen Gebets und christliche Glaubens, die jeder erlernen kann und jeder wahre Christ immer mehr einüben soll. Er führt uns ein in die wichtigsten Geheimnisse des christlichen Glaubens und lässt sie beim Beten immer wieder neu vor unserem geistigen Auge erstehen. Darum schützt das Rosenkranzgebet wie von selbst auch vor Irrlehren. Wer im Rosenkranz das apostolische Glaubensbekenntnis, das „Ehre sei dem Vater“, das „Vater unser“ und das „Gegrüßet seist Du Maria“ andächtig betet und diese Grundgebete auch immer wiederholt, stärkt und erhält damit zugleich Geist und Herz im wahren Glauben, in der christlichen Hoffnung und in der göttlichen Liebe!
Das Rosenkranzgebet orientiert sich mit diesen Gebeten an der Heiligen Schrift, und kein Protestant dürfte eigentlich den Kopf darüber schütteln oder gar behaupten, Rosenkranzbeten sei nicht schriftgemäß. Auch die 15 Geheimnisse aus dem Leben Jesu und Mariens, die man während der einzelnen Gesätzchen betrachtet, sind alle der Heiligen Schrift entnommen. Sie führen uns so in das immer tiefere Verständnis und in das innere Miterleben der Inhalte der Heiligen Schrift und des Lebens Jesu ein. Beim Beten des Rosenkranzes gehen wir so mit Jesus und Maria im Geist verbunden gleichsam noch einmal dieselben Wege, die auch sie damals auf Erden gegangen sind, nehmen Anteil an ihren Freuden und Leiden, und in den letzten Gesätzchen des glorreichen Rosenkranzes schauen wir auch schon die Freuden der Vollendung, da wir hier des Kommens des Heiligen Geistes und der Herrlichkeit Mariens im Himmel gedenken!
Und wenn wir nach jedem „Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir, du bist gebenedeit…“, das den Gruß des Erzengels Gabriel an Maria in Nazareth und den der heiligen Elisabeth im ersten Kapitel des Lukasevangeliums wiederholt und aufnimmt, dann noch hinzufügen: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes“, dann ist auch dies eine gottgewollte und schriftgemäße Hingabe an die Mutter unseres Herrn, die Jesus auch uns zur Mutter gegeben hat. Maria bittet ja gern für uns, ihre Kinder, besonders in der Stunde unseres Todes, da wir die Hilfe und Fürbitte der Allerheiligsten unter allen Menschen ja am notwendigsten brauchen!
So können wir durch den Rosenkranz mit Hilfe der Gottesmutter unsere Gottesbeziehung vertiefen, immer wieder erneuern und auf eine tragfeste Grundlage stellen. Durch den Rosenkranz finden wir zu einem immer tieferen Verständnis des Glaubens, zu einem immer tieferen Leben mit Christus, welches frühere Generationen zur Heiligkeit, ja zu Heldentaten der Verteidigung des Glaubens führte und auch die christlichen Künstler damals zu ihren auch heute noch bestaunten Werken befähigte, deren tiefe Bedeutung und Schönheit wir erst verstehen, wenn wir auch den christlichen Glauben selbst wieder kennen und leben.
Klar, wer den Rosenkranz beten will, muss sich auch Zeit nehmen, Zeit, welche die Menschen heute scheinbar immer weniger haben. Wenn wir es genau betrachten, „opfern“ wir diese unsere wertvolle Zeit hier auf Erden immer auch für Dinge, die nicht so wertvoll sind. Die Betrachtung des Lebens Jesu, welche wir im Rosenkranz vollziehen, fordert uns heraus, umzudenken und uns auf das Wesentliche, auf das, wozu wir eigentlich auf Erden sind, zurück zu besinnen.
Wenn wir das verstehen, dann finden wir auch Zeit, Zeit zum Gebet, die uns nicht ärmer, sondern stets reicher macht, reich nicht an vergänglichen Gütern, aber reich an innerer Freude, an innerer Kraft, an innerem Licht und an innerer Ausgeglichenheit, da diese Zeit uns Anteil verschafft am einem Leben im Frieden Gottes und uns in all der Hektik dieser Welt auch die notwendige innere Ruhe finden und bewahren lässt.
Und so kann und soll jeder, der vielleicht meint, nicht einmal mit eigenen Worten gut und recht mit Gott wirklich sprechen zu können, durch das andächtige und betrachtende Wiederholen der Gebete des Rosenkranzes auch wieder zu einem guten persönlichen Gebet allgemein finden. Derjenige, der schon lange im katholischen Glauben beheimatet ist, wird dieses Gebet sowieso nicht missen wollen.
Denn durch unser „Gehen“ mit Jesus und Maria im Rosenkranz vertiefen und erneuern wir fortlaufend und immer mehr auch Glaube, Hoffnung und Liebe in uns, also die drei Göttlichen Tugenden, welche das wahre christliche Leben ausmachen.
Darum haben auch die Päpste durch zahlreiche Rundschreiben und Hinweise immer wieder zum Rosenkranzgebet aufgefordert und es mit besonderen Ablässen verbunden, besonders wenn es in Gemeinschaft oder im Rosenkranzmonat Oktober geschieht!
Die Christenheit versammelte sich deshalb immer gern zum Rosenkranzgebet, besonders in den „Marienmonaten“ Mai und Oktober. Wenn wir daran denken, dass die Nöte der Zeit nur im Gebet bewältigt werden können und dass vergangene Generationen vor allem im Rosenkranz große Gnaden und den Schutz Gottes erfleht und erlangt haben, dann haben auch wir in den außergewöhnlichen Nöten der Kirche in unserer Zeit wirklich allen Grund, uns auf dieses „Grund-Gebet“ der Christenheit neu zu besinnen und so unseren Glauben auch zu stärken und zu verteidigen.
Gebet ist ja immer eine Erhebung des Herzens zu Gott. Man kniet oder steht vor Gott mit dem Herzen zum Himmel gewandt, selbst wenn das Angesicht sich in Demut vor Ihm beugt. Jedes Gebet heiligt uns und erhebt uns und bringt uns den Segen vom Himmel. Noch viel mehr als viele andere Gebete gilt dies für den Rosenkranz. Denn beim Rosenkranz beten wir nicht allein, sondern hier führt uns Maria zu Jesus, geht mit uns, tritt als Fürsprecherin für uns ein und vereinigt sich mit uns im Lob Gottes und in der Bitte um unser Heil, jetzt und in der Stunde unseres Todes!
Danken wir, dass wir als Katholiken ein so schönes, so umfassendes und an Gnaden reiches Gebet geschenkt bekommen haben!

Thomas Ehrenberger

 

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